Tauschbörse für Zeitfenster
Flexibilitätssteigerung bei der Tourenplanung mit Zeitfenstervorgaben im Straßengüterverkehr

Ein Zeitfenster ist ein fest vorgegebenes Zeitintervall, das zur Be– bzw. Entladung eines LKW an der Laderampe eines Industrie– und Handelsunternehmens (Verlader) zur Verfügung steht. Gebucht werden können Zeitfenster von Spediteuren durch Entrichtung einer Buchungsgebühr über sogenannte webbasierte Zeitfenstermanagementsysteme (ZMS).

Effizienzverbesserungen durch den Einsatz von ZMS können vor allem aufseiten der Verlader erzielt werden. Die Wartezeiten und Staus an den Werkstoren werden verringert, die Effizienz in der Transportkette wird gesteigert und die verbesserte Informationstransparenz kann genutzt werden, um den Einsatz von Personal und Material an der Laderampe zu optimieren. Für Spediteure und Transportunternehmen hingegen bedeutet die Implementierung von ZMS einen erheblichen Mehraufwand. Die Vergabe von Zeitfenstern nach dem „First Come – First Serve“ (FCFS)-Prinzip ist aus Sicht der kleinen und mittleren Speditionen besonders problematisch. Nutzenbringende Zeitfenster stehen häufig nicht mehr zur Verfügung, sodass zwangsläufig Ineffizienzen in der Tourenplanung entstehen. Die Integration eines Tauschmechanismus für gebuchte Zeitfenster ermöglicht eine nachträgliche Zuteilung nutzenbringender Zeitfenster und führt so zu einer Flexibilitätssteigerung in der Tourenplanung. Eine nachträgliche Optimierung des FCFS-Prinzips wird durch den Einsatz einer Tauschbörse somit möglich.

Die Einnahme einer akteurs- und systemübergreifenden Perspektive soll sicherstellen, dass eine Effizienzsteigerung im gesamten An– und Auslieferungsprozess erzielt werden kann. Um zu überprüfen, ob und wie eine bestmögliche Effizienzsteigerung erreicht werden kann, sollen im Projekt drei oder mehr mögliche Varianten eines An- und Auslieferungsprozesses in einem Simulationsmodell untersucht werden. Hierzu wird zunächst ein zeitfenstergesteuerter An- und Auslieferungsprozesses ohne Tauschbörse simuliert. Diese Variante dient als Referenzszenario. In weiteren möglichen Varianten könnte untersucht werden, welche Effizienzgewinne durch die Implementierung einer Tauschbörse erreicht werden können, in der die Zeitfenster von den Akteuren frei gehandelt handeln werden können. Zudem könnte untersucht werden, welche Effizienzsteigerungen durch die Implementierung einer automatisierten Tauschbörse erreicht werden können. Wobei die Zeitfenster so vergeben werden, dass der Gesamtnutzen akteursübergreifend optimiert wird.

Das Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Untersuchung einer flexibilisierten Vergabe von Zeitfenstern durch die Implementierung von Tauschmechanismen aus einer akteursübergreifenden und systemübergreifenden Perspektive. Basierend auf den Simulationsergebnissen wird ein Leitfaden entwickelt, der für die Akteure spezifische Handlungsempfehlungen enthält. Weiter wird ein webbasiertes Tool entwickelt, dass die Funktionsweise von geeigneten Tauschmechanismen für Zeitfenster demonstriert. Das Projekt soll zudem zu einer Standardisierung von Tauschmechanismen zwischen verschiedenen Anbietern beitragen.

Eckdaten:

Laufzeit: Juli 2020 – Juni 2022

Förderer: Das IGF-Vorhaben (20996 N/1) der Forschungsvereinigung Bundesvereinigung Logistik e.V. – BVL, Schlachte 31, 28195 Bremen wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Projektleitung: Felix Roeper