Labeling Postponement-Strategie für die Supply Chain von Haarpflegeprodukten
Prozess ohne Postponement-Strategie (a) und neuer Prozess mit Postponement-Strategie (b)
Prozess ohne Postponement-Strategie (a) und neuer Prozess mit Postponement-Strategie (b)

Global tätige Unternehmen werden vielfach mit Unsicherheiten konfrontiert, die beispielsweise aus einer steigenden Variantenvielfalt, verkürzten Produktlebenszyklen und einer volatilen Nachfrageentwicklung resultieren. Flexible, schnelle und reaktive Prozesse sind nötig, um diesen hohen Unsicherheiten zu begegnen. Die sogenannte Postponement-Strategie bildet hierfür einen Ansatz. Diese bezeichnet das strategische Aufschieben von Entscheidungen zur Produktdifferenzierung, um möglichst lange einen neutralen Zustand beizubehalten. So können beispielsweise Fertigungs- und Montageinhalte zur kundenindividuellen Variantenbildung verschoben werden, bis eine konkrete Kundennachfrage vorliegt.

Ziel des Kooperationsprojektes ist die Entwicklung eines Simulationsmodells zur Untersuchung der Auswirkungen einer Postponement-Strategie in der Haarpflegeindustrie (siehe Abb. 1). Konkret analysiert wird die zeitliche und geografische Entkopplung des Abfüllprozesses vom Etikettierprozess, um die Variantenbildung durch das verspätete Labeling bedarfsorientiert für die unterschiedlichen Ländervarianten durchführen zu können. Niedrigere Sicherheitsbestände, eine Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit und weniger obsolete Produktvarianten bilden etwaige Vorteile der Postponement-Strategie im konkreten Anwendungsfall. Abzuwägen sind jedoch auch Kosten und weitere Aufwendungen, die mit der zeitlichen und geografischen Entkopplung verbunden sind.

So zeigt sich insgesamt, dass die Auswahl und die Ausgestaltung einer geeigneten Postponement-Strategie von vielfältigen Einflussfaktoren abhängen. Die Simulation bietet als Methodik im Bereich des Supply-Chain Designs die Möglichkeit, diese Einflussgrößen gezielt zu untersuchen. Dabei kann insbesondere die Wirkung von stochastischen Variablen auf die komplexen Wirkzusammenhänge bei einer Postponement-Strategie modelliert werden. Hierauf aufbauend können in Simulationsexperimenten unterschiedliche Einsatzszenarien für das Postponement miteinander verglichen werden. So kann insgesamt der Frage nachgegangen werden, ob die simulationsbasierte Untersuchung eine geeignete Entscheidungsunterstützung zur Abwägung einer Postponement-Strategie darstellt.

Eckdaten:

Laufzeit: Dezember 2017 bis August 2018

Projektpartner: Kao Manufacturing Germany GmbH

  • Modellierungsansatz: Ereignisdiskret und agentenbasiert
  • Zielgröße: Logistik- und Produktionskennzahlen verschiedener Postponement-Szenarien, Robustheit der Szenarien gegenüber Nachfrageschwankungen, variabler Absatzprognosegüten, Losgrößen und Rüstzeiten